Welchen Einfluss hat Streusalz eigentlich auf Zurrgurte?

"Bruchkraftreduktion von über 10% bereits nach 24h!"

Das Streusalz metallische Oberflächen bereits nach kurzer Zeit angreift, kann im Winter sehr gut z.B. an Stahlfelgen beobachtet werden. Wir haben uns gefragt, welchen Einfluss hat Streusalz auf Zurrgurte?

Unsere Spanngurte haben ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten. Von der Sicherung bzw. als Ausrüstung von Maschinen in der Industrie, über die Verwendung als Hilfsmittel zur Ladungssicherung in der Logistik, bis hin zum Sportgerät als Slackline und Sturmschutz fürs Campingzelt in der Freizeit, ist alles dabei.
Am häufigsten finden unsere Spanngurte ihre Anwendung jedoch auf LKW im Straßenverkehr.

Besonders im Winter ist der Winterdienst stets bemüht die Straßen durchgehend Schnee- und Eisfrei zu halten.
Sobald Frost- und Glättegefahr besteht wird deshalb Streusalz auf die Straßen aufgetragen. Meistens kommt hier eine Mischung aus festem und flüssigem Salz zum Einsatz.

Obwohl nahezu jedem die negativen Folgen, wie Beschädigung der Straßen, Beschleunigung von Korrosion, gesundheitliche Folgen für Mensch und Tier sowie die Belastung von Böden und Gewässern bewusst sind, werden in Deutschland jährlich zwischen 1,5 und 4 Millionen Tonnen Salz auf die Straßen aufgetragen. [Quelle: Streumittel und Streusalz | Umweltbundesamt]

Die Sicherheit im Straßenverkehr steht also über diesen zahlreichen nachteiligen Eigenschaften. 

Wir haben uns deshalb gefragt ob die Sicherheit durch die Verwendung des Salzes wirklich überall erhöht wird oder ob es nicht eventuell unsere Spanngurte schädigt. Immerhin tragen diese einen großen Teil zur Sicherheit auf den Straßen bei.

Um uns und vor allem Ihnen als Anwender diese Frage zu beantworten haben wir im SHZ-Prüflabor einen Versuch durchgeführt.

Dabei haben wir uns insbesondere das Verhalten des Gurtbandes genauestens angeschaut. Allerdings wurden auch Versuche mit Metallteilen wie Haken und Ratschen und dem Label gemacht, um zu überprüfen ob der Kontakt mit Streusalz die Zuverlässigkeit des gesamten Zurrgurtes in irgendeiner Weise beeinflusst.

Zunächst haben wir 12 Streifen Gurtband mit einer Länge von je 2 m und zugeschnitten. Das 50 mm breite Band hat eine Reißfestigkeit von mindestens 4.500 daN. Um eine bessere Vorstellung von den Werten zu bekommen, lässt sich die Einheit Deka Newton (daN) ganz leicht mit dem Faktor 1,02 in kg umrechnen. 4.500 daN entsprechen also einem Gewicht von rund 4.600 kg. 3 der 12 Gurtbandstreifen wurden direkt auf unserer Prüfmaschine getestet. 

Im folgenden Bild sieht man, wie das Band entsprechend der Norm EN12195-1 in der Prüfmaschine eingespannt werden muss.

Die anderen 9 Streifen des Gurtbands wurden jeweils intensiv mit dem Salz behandelt, welches der Winterdienst verwendet. 6 Streifen wurden mit einer Mischung aus festem und flüssigem Salz eingerieben und 3 Stück wurden in das flüssige Salz eingelegt. 
Bei dem flüssigen Salz handelt es sich mutmaßlich um flüssiges Calciumchlorid. 

Das flüssige Salz ist dabei in das Gurtband eingezogen und die großen Kristalle hingen außen am Band, wie auf folgendem Bild zu sehen ist:

Zusätzlich wurden noch jeweils ein Haken, eine Ratsche und einige Zurrgurtetiketten mit festem und flüssigem Streusalz behandelt, um zu sehen, wie schnell die oberflächliche Korrosion sichtbar wird.

Die ersten 3 Gurtbandstreifen mit der Salzmischung wurden nach 24 h in unsere Prüfmaschine auf ihre Reißfestigkeit getestet. Die anderen Prüfungen wurden erst nach 22 Tagen durchgeführt. Die Ergebnisse aller Prüfungen sind in der folgenden Tabelle dargestellt.

Das Gurtband ohne Salz hat in diesem Test die Vorgaben der Reißfestigkeit (mind. 4.500 daN) also deutlich übertroffen.

Diese Werte dienen nun als Referenz für die übrigen Ergebnisse.

Bei dem Band mit 24h Einwirkzeit hat dieses zwar die 4.500 daN erreicht aber man erkennt eine deutliche Verringerung der Zugfestigkeit von bis zu 800 daN, was einer Reduzierung von 11 % gegenüber den Referenzwerten entspricht. 

Bei dem Test des Bandes nach 22 Tagen Einwirkzeit sind die Ergebnisse ähnlich zu denen nach 24 h. Hier ist nur eine geringe Abweichung zu erkennen. Dennoch haben wir nun eine mittlere Reduzierung der Zugfestigkeit von rund 14 % gegenüber des Ausgangswertes. Außerdem liegen 2 von 3 Werten nun knapp unter den geforderten 4.500 daN des Bandes.
Die Gurtbänder aus der Salzlösung wurden ebenfalls nach 22 Tagen getestet. Versuch Nummer 1 und 3 lieferten dabei fast identische Ergebnisse, ebenfalls mit deutlicher Reduzierung von rund 9 % gegenüber dem Band ohne Salz.
Versuch Nummer 2 musste leider als ungültig gekennzeichnet werden, da sich das Band hier so stark vollgesaugt hatte, dass es in der Maschine rutschte und nicht zerrissen werden konnte.

Unterschiede an dem Riss der Gurtbänder konnten hingegen kaum festgestellt werden. Im direkten Vergleich fällt nur auf, dass die einzelnen Fäden bei dem Gurtband mit dem flüssigen Salz etwas dicker erscheinen. Das liegt aber vermutlich an der hohen Feuchtigkeit des Bandes.

Normales Band

Band mit Salzgemisch

Band mit flüssigem Salz

Bei den Metallteilen mit der Salzmischung sind einige wenige, kaum auffällige Stellen leicht korrodiert. Bei den Metallteilen aus dem flüssigen Salz hingegen ist die Korrosion stärker vorangeschritten. Die Oberfläche ist matt und deutlich dunkler geworden.

Haken mit Salzgemisch (22 Tage)

Haken in Flüssigsalz (22 Tage) 

Bei den Zurrgurtetiketten gab es sowohl bei denen aus dem Salzgemisch, als auch bei denen aus dem Flüssigsalz keine Veränderungen zum Originalzustand.

FAZIT - Streusalz beeinflusst die Reißfestigkeit von Gurtband bei Kontakt bereits nach kurzer Zeit.

Dabei sorgt das Salzgemisch für eine größere Reduzierung der Zugfestigkeit als das flüssige Salz.

Vermutlich liegt dies an den Salzkristallen, welche einzelne Fasern bei hoher Beanspruchung beschädigen.

Trotzdem kann man davon ausgehen, dass Zurrgurte den Belastungen standhalten, für die sie ausgelegt sind, da diese immer mit dem Sicherheitsfaktor 2 produziert werden und auch das Gurtband immer der 3-fachen LC des Spanngurtes standhalten muss.

Trotzdem sollte der Gurt bei intensivem Kontakt mit Streusalz (z.B. auf offenen Ladeflächen wie beim Holz- und Autotransport oder auch auf Tiefladern) spätestens nach einer Wintersaison ausgetauscht werden. Schließlich verliert das Gurtband bereits nach wenigen Tagen bis zu 14 % seiner Reißfestigkeit und es ist anzunehmen, dass sich der Wert bei längerem Salzkontakt weiter verschlechtert.

Leichte Korrosion an Metallteilen beeinträchtigt die Bruchkraft zunächst nicht, dennoch sollten die betroffenen Gurte zeitnah ausgetauscht werden.

Generell ist zu empfehlen, dass Gurte die mit Streusalz in Berührung gekommen sind, mit klarem Wasser zu spülen und anschließend gut zu trocknen.

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